Faustball – Spielidee und Regeln
Spielidee
Faustball ist ein Rückschlagspiel, bei dem sich zwei Teams auf zwei Halbfeldern gegenüberstehen, ähnlich wie beim Volleyball. Sie sind durch eine Mittellinie und eine Schnur (auch Leine genannt) getrennt, die zwischen zwei Pfosten in – je nach Altersklasse – bis zu 2 m Höhe gespannt ist. Die Leine wurde in den letzten Jahren der besseren Sichtbarkeit wegen durch ein 5 cm breites netzartiges rot-weißes Band ersetzt. Es darf weder von den Spieler*innen noch vom Ball berührt werden (Fehler). Jedes Team besteht aus fünf Spieler*innen, die versuchen, einen Ball mit dem Arm oder mit der Faust über die Leine so in das gegnerische Halbfeld zu schlagen, dass er für das andere Team nicht erreichbar ist.
Die Aufstellung auf einem Faustballfeld
Ballberührung
Der Ball darf zwischen jeder Berührung durch eine*n Spieler*in einmal auf dem Boden aufspringen, jedoch nur innerhalb des Spielfeldes. Pro Spielzug darf er von maximal drei unterschiedlichen Spieler*innen berührt werden, muss dann aber spätestens durch die dritte berührende Person über die Leine zu den Gegner*innen zurückgespielt werden. Der Ball wird bei der Abwehr und beim Zuspiel mit der Innenseite des ausgestreckten Unterarms gespielt, beim Angriff mit der Faust geschlagen. Berührt er die ausgestreckte Handfläche oder andere Körperteile als den Arm, wird dies als Fehler gewertet.
Zählweise
Gespielt wird nach Punkten. Wenn ein Team einen Fehler macht, bekommt das andere einen Punkt, auch wenn es keinen Aufschlag hatte. Das Team, das den letzten Fehler begangen hat, macht den nächsten Aufschlag. In der 1. BL der Herren hat das Team gewonnen, das zuerst 5 Sätze für sich entschieden hat. Ein Satz endet bei 11 Punkten, wobei mindestens 2 Punkte Differenz sein müssen. Der Satz ist jedoch spätestens bei 15 Punkten zu Ende (15:14 ist also möglich). In der 2. Bundesliga Herren sowie 1. u. 2. Bundesliga Damen wird auf 3 Gewinnsätze gespielt, in unteren Ligen und Nachwuchsklassen auf 2!
Fehler
Als wichtigste Fehler (und damit Punkt für das gegnerische Team) werden gewertet:
- Der Ball oder ein*e Spieler*in berührt die Leine oder die Pfosten.
- Der Ball berührt außerhalb des Spielfelds den Boden.
- Der Ball berührt zweimal hintereinander den Boden, ohne dass eine regelgerechte Berührung durch eine*n Spieler*in dazwischen war.
- Der Ball wird seitlich an den Pfosten vorbei oder unterhalb der Leine ins gegnerische Feld gespielt. Er darf nur oberhalb der Leine und zwischen den gedanklich nach oben verlängerten Pfosten ins gegnerische Halbfeld gespielt werden.
- Mehr als drei Spieler*innen eines Teams berühren den Ball während eines Spielzuges (spätestens die dritte berührende Person muss den Ball ins gegnerische Halbfeld befördern).
- Ein*e Spieler*in berührt zum zweiten Mal innerhalb eines Spielzuges den Ball. Wenn mehrere Ballberührungen stattfinden, müssen es jeweils unterschiedliche Spieler*innen sein.
- Die aufschlagende Person berührt oder übertritt beim Aufschlag die 3-m-Linie (Aufschlaglinie).
- Der Ball berührt einen anderen Körperteil als den Ober- oder Unterarm oder die Faust. Ebenso wenig darf der Ball mit der Handfläche berührt werden.
Feld und Hallensaison
Faustball ist kein saisonbedingter Sport. Im Sommer (Feldsaison) spielt man es im Freien auf dem Sportplatz (Feldgröße 50 x 20 m). Im Winter (Hallensaison) wird in der Halle gespielt, wobei dann das eingezeichnete Handballfeld als Spielfläche benutzt wird (Feldgröße 40 x 20 m). In der Halle ist jede Wandberührung durch den Ball ein Fehler. Die Decke darf berührt werden, außer beim Versuch, den Ball über die Leine ins gegnerische Feld zu schlagen (Fehler).
Der Faustball
Der Faustball ist hohl, luftgefüllt und besteht aus Leder. Er muss gleichmäßig rund und straff aufgepumpt sein. Für das Spiel in der Halle und für verschiedene Witterungen im Freifeld bietet der Handel Bälle mit unterschiedlichen Oberflächen an (z. B. Naturleder, Kunststoffüberzug, gummierte Oberfläche).
Sein Gewicht kann variieren zwischen 320 – 350 gr (Frauen) und 350 – 380 gr (Männer). Sein Umfang muss 65 – 68 cm betragen, sein Luftdruck zwischen 0,55 und 0,75 bar liegen. Er ist damit in etwa so hart wie ein Wettkampffußball (0,6 – 0,7 bar) und etwas härter als ein Volleyball (0,29 – 0,32 bar). Auch sein Umfang ist ähnlich dem eines Fußballs bzw. Volleyballs. Der Ball kann bei einem satten Angriffsschlag 100 – 120 km/h erreichen. Seine Pflege ist eine Wissenschaft für sich. Jedes Team hat ihre eigenen Pflegemethoden (z. B. fetten, wachsen, behandeln mit Pflegesprays), um ihn der eigenen Spieltaktik sowie den äußeren Spielbedingungen anzupassen.
Historie
Wann genau das Faustballspiel „erfunden“ wurde, ist nicht bekannt. Als sicher gilt jedoch, dass die Wurzeln im südlichen Teil Europas liegen, möglicherweise in Italien. Schon drei Jh. v. Chr. soll dort ein Spiel entstanden sein, bei dem eine Kugel aus Leder mit Armen und Fäusten getroffen werden musste. Vermutlich gehört damit Faustball zu den ältesten Sportarten der Welt. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen erfuhr das Faustballspiel bereits im Jahre 240 n. Chr. durch Gordanius, Kaiser von Rom. 1555 schrieb Antonio Scaino die ersten Regeln für einen italienischen Volkssport, das Ballonspiel.
Faustball Heute
Das moderne Faustball wird hauptsächlich in Europa und Südamerika gespielt, vereinzelt auch in Nordamerika, Afrika und Asien. Die meiste Verbreitung findet es in Ländern mit hohem deutschsprachigen Auswandereranteil. Führende Faustballnationen sind Deutschland (9x Weltmeister Männer, 2x WM Frauen), Brasilien (2x WM Männer), Österreich (2x Worldgames-Sieger Männer) und Schweiz (1x WM Frauen). Weitere Faustballnationen sind: Italien, Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay, Kanada, Namibia, Tschechien, Dänemark, Japan, Indien, USA, Griechenland, Malta, Mexiko, Polen, Spanien, Taiwan, Ukraine und Ungarn.
In Deutschland gibt es eine zweigeteilte Faustball-Bundesliga: Nord und Süd. Die drei jeweils erstplatzierten Teams spielen während eines separaten Turniers die Deutschen Meister*innen aus.
Faustball ist zwar nicht olympisch, aber seit Jahren bei den World Games vertreten. Neben bekannten Sportarten wie Fußball, Tennis oder Leichtathletik fristet der Faustballsport ein Randgruppendasein. Aus diesem Grunde ist auch nicht das „große Geld“ im Spiel, weshalb Faustball bei vielen als ein sympathischer und unbeeinflusster Sport gilt, bei dem es Spieler*innen und Fans gleichermaßen um den Sport als solchen geht und nicht Gehälter den Ausschlag für Vereinszugehörigkeit geben.
Quelle: Wikipedia